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Investoren meldet sich für Heiligendamm

G8-Hotel in Insolvenz G8-Hotel in Insolvenz
Grand Hotel Heiligendamm: Trotz Insolvenz geht der Betrieb in dem Luxushotel weiter
Quelle: dpa/DPA
Überraschend schnell bekommt der Insolvenzverwalter zahlreiche Offerten aus dem In- und Ausland für das luxuriöse Ostseebad. Damit kann das Grandhotel an der Ostsee womöglich gerettet werden.

Das Ostseebad Heiligendamm hat eine Überlebenschance. Beim vorläufigen Insolvenzverwalter Jörg Zumbaum hat sich nach den Berichten über die Insolvenz der Fondsgesellschaft, der das Grand Hotel gehört, ein Dutzend ernstzunehmender Investoren aus dem In- und Ausland gemeldet.

„Wir haben bereits sechs Nachfragen und Angebote, die ich als seriös ansehe“, sagte Insolvenzverwalter Zumbaum „Welt Online“. „Davon kommen drei aus dem außereuropäischen Ausland“. Namen wollte der Anwalt allerdings nicht nennen. Dass die Käufer in Heiligendamm Schlange stehen, sieht Zumbaum nicht.

Er ist aber davon überrascht, dass sich auch ohne Aufforderung so schnell eine annehmbare Zahl namhafter Interessenten gemeldet hätte. „Ich muss jetzt prüfen, ob diese Interessensbekundungen belastbar sind“, sagt Zumbaum.

In der vergangenen Woche hatte Fondsinitiator Anno August Jagdfeld für die mit großem Aufwand restaurierten Nobel-Immobilien zwischen Warnemünde und Kühlungsborn Insolvenz anmelden müssen, weil nicht einmal mehr die Kreditzinsen bezahlt werden konnten. Die Gesellschaft sitzt auf einem Schuldenberg von 30 Millionen Euro.

Die Fondsanleger wollten auch kein neues Kapital mehr zuschießen. Jagdfeld war es zuletzt nicht gelungen, die 1900 Fondszeichner, die bereits 130 Millionen Euro in einen geschlossenen Immobilienfonds eingezahlt hatten, für eine Kapitalerhöhung um 32,5 Millionen Euro zu begeistern. Nur 700.000 Euro waren bei dieser verunglückten Sammelaktion zusammengekommen.

Fonds schüttet kein Geld aus

Die Fondszeichner hatten nämlich jahrelang keine Ausschüttungen gesehen und einen drastischen Kapitalschnitt hinnehmen müssen. Damit waren 90 Prozent der eingezahlten Anlegergelder vernichtet. Dass die Anleger aus der Insolvenzmasse überhaupt noch Geld bekommen, ist eher unwahrscheinlich.

Zuerst werden Banken und Lieferanten bedient, wenn voraussichtlich im Mai das Insolvenzverfahren beginnt. „In den letzten vier Jahren habe ich aus privaten Mitteln sechs Millionen Euro in den Betrieb von Heiligendamm gesteckt“, sagte der Fondsinitiator. Doch dies hatte zuletzt auch nicht mehr gereicht.

Die Investorengruppe Fundus hatte die Immobilien 1996 für 15 Millionen Euro übernommen und mehr als 220 Millionen Euro investiert. Das Grand Hotel mit seinen 222 Zimmern, darunter 78 Suiten, das Kurhaus und einige Villen wurden seit 2003 von der Kempinski-Gruppe vermarktet, die sich aber im Streit mit Jagdfeld aus dem Engagement zurückzog.

Weltberühmt wurde das Hotelensemble , als sich hier im Juni 2007 die Staats- und Regierungschefs der G8-Länder trafen. In den ersten Jahren hatte das Grand Hotel mit schlechten Belegungszahlen um die 40 Prozent und Verlusten zu kämpfen. Zuletzt waren die Buchungen und das Ergebnis aber wieder gestiegen.

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Wie belastbar die aktuellen Offerten sind, wird sich erst in den nächsten Wochen zeigen. Der Insolvenzverwalter zielt jedenfalls auf einen möglichst hohen Kaufpreis. Den schätzt Stephan Gerhard, Chef des Hotelconsulters Treugast zwischen 30 und 50 Millionen Euro.

„Ein neuer Eigentümer von Heiligendamm müsste für die notwendigen Investitionen noch einmal 50 Millionen Euro mitbringen“, sagt Gerhard, der als Gutachter für eine Landesbürgschaft den Hotelkomplex bestens kennt. Er sei sich aber nicht sicher, ob es Investoren gibt, die für die Hotel-Immobilien 80 bis 100 Millionen Euro ausgeben wollen. Es sei nicht einfach, einen Käufer zu realistischen Konditionen zu finden. Die Insolvenz werde auch Schnäppchenjäger anziehen.

Auf dringend notwendige Investitionen in Heiligendamm weist auch Christoph Härle vom internationalen Beratungshaus Jones Lang LaSalle Hotels hin. „Um das operative Geschäft zu drehen, müssten die richtigen Investitionen getätigt werden. Für jeden Investor ist Heiligendamm nicht nur eine richtige, sondern auch spannende Herausforderung, allerdings sollte die Suche nach einem geeigneten Käufer von einem auf dem Hotelsektor spezialisierten Berater begleitet werden“, sagt Härle nicht ganz uneigennützig. Jedenfalls müsse das Konzept stimmen.

„Die Idee das Angebot mit Vitalmedizin und gegebenenfalls einem größeren Spa-Angebot zu erweitern ist gar nicht so schlecht“, sagt der Hotel-Experte. „Das Grandhotel kann eine Zukunft haben, wenn es gelingt, mit geeigneten Erweiterungen die Saison zu verlängern. Noch ist Heiligendamm ein Schön-Wetter-Ziel. Härle: „Alles hat seinen Preis und ein Investor muss neben der Chance den Aufwand im Blick haben, um Heiligendamm in die Gewinnzone zu führen.“

Unterdessen läuft der Hotelbetrieb ungestört weiter. Es habe keine Stornierungen gegeben, sagte ein Sprecher. Lieferanten seien auch nicht abgesprungen. Stammgäste hätten nach der Insolvenzmeldung jetzt erst recht gebucht.

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