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DIE WELT

Urlaub am Meer: Ostsee oder Nordsee?

Küstenstreifzug mit großem Vergleich: Vorteile und Nachteile, Besonderheiten und Tipps für den Badespaß

Echte Nordsee- und Ostseefans sind treue Seelen. Sie lassen sich auch von drögem Wetter nicht ihren Strandurlaub vermiesen - getreu dem alten Motto: "Es gibt kein schlechtes Wetter. Es gibt nur schlechte Kleidung". So erwarten die Tourismusexperten von der Waterkant auch in diesem Jahr wieder rund fünf Millionen Urlauber zwischen Borkum im Westen und Ueckermünde im Osten des Landes - trotz Wetterkapriolen in der Hochsaison.

In diesen Tagen jedenfalls sind die Strände wieder proppenvoll und kein Strandkorb mehr frei - der verspätete Buchungsboom dank Azorenhoch beschert neue Besucherrekorde im August. Wer Zeit hat, fährt jetzt schnell an die See: Tausende von Buchten und Bodden, Kliffe und Dünen schlängeln sich an der 2389 Kilometer langen deutschen Küstenlinie zwischen Dollart und Ueckermünde, 66 Seebäder und Seeheilbäder buhlen um die Gunst der Gäste.

Soziodemographen haben versucht, den typischen "Nord- und Ostseeurlauber" zu katalogisieren. Demnach, so die Verbraucheranalyse 1999, stammt er zu 80 Prozent aus den alten Bundesländern, ist berufstätig, zwischen 30 und 49 Jahren alt und verfügt über ein Netto-Haushalts-Einkommen zwischen 3000 und 4000 Mark. Bei der Haushaltsgröße gibt es zwei Gruppen: Es sind vor allem Paare (37 Prozent) oder Familien mit Kindern unter 14 Jahren (33 Prozent), die mit Surfbrett oder Sandschippe ans Meer reisen. Nordsee-Freaks schwören auf das gesündeste Klima, die größte Sauberkeit an den Stränden sowie die hervorragende Restaurant-, Café- und Kneipenszene, während Ostsee-Urlauber von den besten Bademöglichkeiten schwärmen.

Was den Strandkorb betrifft, 1882 in Rostock erfunden, der unterscheidet sich deutlich an Nord- und Ostsee: In der Usedomer Strandkorbfabrik jedenfalls gibt es die eckige Variante "Sylt" und die geschwungene, kuschelige Variante "Rügen". Dabei ist der alte Streit, ob Urlaub an der Nord- oder Ostsee, eigentlich bloß eine Glaubensfrage: Sylt oder Rügen, Ellenbogen oder Königsstuhl, Dünen oder Bodden, Muscheln im Watt oder Feuersteine im Sand sammeln.

Die Nordsee ist Abenteuer. Stammgäste lieben das raue Klima, den so selten ruhenden Wind, die an den Strand trekkenden Wellen, das Grummeln der Brandung und den Geruch nach Salzwasser und Schlick. Die Nordseeküste atmet und lebt im Rhythmus des Meeres. Ebbe und Flut, das Gehen und Kommen des Wassers, im Wechsel alle sechs Stunden, steife Brisen und Friesennerz und das "Moin, moin" der Fischer. Kaum ein Nordsee-Urlauber, der nicht routiniert Theodor Storm zu zitieren weiß: "Am Haff nun fliegt die Möwe, und Dämmerung bricht herein; über den feuchten Watten spiegelt der Abendschein ..."

Generell gilt: Nordsee ohne Wind - das ist unmöglich. Von Juli bis in den Herbst hinein weht er oft von der See her, und das meist aus erster Hand. Denn die Nordsee liegt, meteorologisch gesehen, mitten in den Zugbahnen der nordatlantischen Tiefdruckgebiete, und so ist das Wetter wechselhaft und stürmisch. Genau das Richtige für Segler und Surfer, für Strandläufer und Wanderer auf den Deichkronen ...

Die Ostsee wiederum ist, auf einen gemeinsamen Nenner gebracht, adrett und freundlich. Gezeitenlos, so dass man jederzeit baden kann. Genau das Richtige für Familien: harmlose Wellen, weite Sandstrände, beständigeres und mildes Wetter sowie die meisten Sonnenstunden Deutschlands (siehe Kasten). Schon Kurt Tucholsky, der als Kind und Jugendlicher seine Ferien oft an der Küste verbracht hatte, formulierte den hübschen Satz über die Ostsee: "Eine Möwe fliegt kreischend hin und her - mehr kann man doch wirklich nicht verlangen."

Sowieso rücken bei den Inlandsreisezielen Wellen, Wind, Sand und Strandurlaub in der Gunst der Urlauber wieder nach vorn. Die Ferienregionen an Nord- und Ostsee haben trotz der Konkurrenz von Mallorca, Ibiza & Co ihre Position behaupten können: Seit 1991 konnte die Ostsee ihren Marktanteil von sechs auf acht Prozent ausbauen, die Nordsee ihren Anteil bei sechs Prozent halten. Vor allem die Ostseeküste von Mecklenburg-Vorpommern boomt; die Tourismus-Strategen erwarten in diesem Jahr einen neuen Besucherrekord zwischen Wismar und Ueckermünde.

Dabei spielt auch die Badequalität eine große Rolle: So stellte die EU-Kommission für 1999 fest, dass Deutschland die Reinheitsrichtlinien von Badegewässern zu 93,5 Prozent einhält. Während die Nordsee brillierte, gab es Einschränkungen für die Ostsee und zwar bei Eckernförde, Glücksburg, Kiel und Greifswald.

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Vorteil Gesundheit: Wer die Ferien an deutschen Stränden verbringt, kann daraus gleich eine Klimakur machen. Urlaubern mit niedrigem Blutdruck und geschwächtem Immunsystem sowie Allergikern hilft das rauere Nordsee-Klima. Wer dagegen unter Bluthochdruck oder Gefäßverkalkung leidet, ist an der Ostsee besser aufgehoben. Bei Hautkrankheiten wiederum tut Meeresluft grundsätzlich gut - egal wo.

Gezeiten, Wasserstandsvorhersagen und Wetterprognosen für Ost-und Nordsee: www.bsh.de/und www.donnerwetter.de

Die Nordsee

Typisch: Urlaub im Sechs-Stunden-Rhythmus der Gezeiten, raues Klima, windig, hoher Wellengang, unbeständig und viel Wind.

Wasserhöchsttemperatur: 18 Grad

Besonderheiten: Wattwanderungen von Dagebüll aus, Kutterfahrten zu den Halligen, Walrippen-Zäune auf Borkum, Auto- und Fahrrad-Verzicht auf Spiekeroog.

Größte Insel: Sylt (99 Quadratkilometer)

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Spezialitäten: Büsumer Krabben, Sylter Deichlamm, Mehlbüdel, Matjes, Maischolle, Grog und Tee.

Die meisten Sonnenstunden: List/Sylt (1685 Sonnenstunden p. a. im langjährigen Mittel)

Ältestes Seebad: Norderney (1797)

Die schönsten Strände: Kniepsand auf Amrum: 14 Kilometer lang, bis zu 1,5 Kilometer breit, hell und samtweich. Da findet jeder sein Plätzchen. Sylt: Der Super-Strand zieht sich kilometerweit von Wenningstedt bis zum Ellenbogen im Norden. Ein Paradies für Strandläufer und Surfer. Juist: Genau das Richtige für Familien: Der 17 Kilometer lange Strand ist eine riesige Sandkiste, hier können sich Kinder so richtig austoben. Angenehm: Autos sind auf Juist verboten. Friedrichskoogspitze : Idylle zwischen Wiesendeich und Wattenmeer. Weiße Düne auf Norderney: Spaziergang für Romantiker.

Sport: Brandungssurfen auf Amrum, in St. Peter-Ording, Westküste Sylt, Surfen für Anfänger auf Föhr und Ostküste Sylt. Strandsegeln auf dem 14 Kilometer langen und bis zu zwei Kilometer breiten Strand von St. Peter-Ording. Reiten, Radfahren, Deichwandern.

Preiswertes Angebot: Pension "Haus Knurrhahn" auf Baltrum, die Übernachtung im Doppelzimmer mit Frühstück kostet ab 50 Mark, zwei Minuten zum Strand (Tel. 04939/333).

Die Nordsee im Internet: www.nordsee-aktuell.de

Die Ostsee

Typisch: Baden jederzeit möglich, weil man nicht auf Gezeiten achten muss, milderes Klima, kinderfreundlich, kaum Strömungen und weniger Wellen, Quallen häufiger.

Wasserhöchsttemperatur: 18 Grad.

Besonderheiten: die Wissower Klinken, Caspar David Friedrichs bekanntestes Motiv, auf Rügen erwandern, Boddenfahrten mit einem Zeesboot am Fischland, Bernstein sammeln am Darßer Weststrand.

Größte Insel: Rügen (926 Quadratkilometer),

Spezialitäten: Rökeraal, Kliebensuppe, Pannfisch, Eiergrog (Mecklenburg-Vorpommern), Kieler Sprotten, Rote Grütze, Schnüsch (Eintopf) mit Matjes (Schleswig-Holstein).

Die meisten Sonnenstunden: Usedom (1906 Sonnenstunden p. a. im langjährigen Mittel), gefolgt von Arkona (1825 Sonnenstunden).

Ältestes Seebad: Heiligendamm (1793).

Die schönsten Strände: Usedom: Der Sandstrand von Ahlbeck bis Bansin ist 15 Kilometer lang, ganz hell und puderfein. Mondäne Seebad-Atmosphäre vom Feinsten. Timmendorfer Strand : Hoher Flirtfaktor, Beachvolleyball, acht Kilometer beach fun. Ahrenshoop auf dem Darß: Natur und Romantik pur mit Sanddünen, Steilufer und Fischerkaten Keine Strandkörbe. Schmaler Strand mit Kieseln. Südstrand auf Fehmarn: Fast fünf Kilometer lang, genug Platz. Viele Surfer und Singles. Insel Poel: Gilt als Geheimtipp mit wunderschönen, einsamen Strandabschnitten.

Sport: Segeln rund um Kiel und Travemünde, Surfen vor Fehmarn, Wracktauchen.

Preiswertes Angebot: Hotel "Hitthim" in Kloster auf Hiddensee, die Übernachtung im Doppelzimmer kostet ab 75 Mark mit Frühstück, Restplätze (Tel. 038300/66 60).

Die Ostsee im Internet: www. ostsee.de und www.meeresblick.de

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